Notiz 3: Der Umzug

 

„Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt …“ pflegte meine Oma zu sagen. Wir sind mit unserem Projekt- und Geoparkbüro gern umgezogen. Aus einem ungemütlichen und unpersönlichen Bürogebäude in Česká Lípa in das Erdgeschoss eines Hauses auf der Hauptstraße von Mimoň. Näher an den Geopark, näher zu den Menschen, näher zur Natur.

Der Umzug selbst war eine überraschend angenehme und lustige Aktion. Und für mich vor allem eine weitere Gelegenheit, eine fast unbekannte (männliche) menschliche Spezies zu studieren – Geologen. Der Geologe ist vor allem Praktiker; in den Taschen hat er Werkzeug, und selbst als vollbärtiger Hipster kann er damit umgehen. Den Ab- und Aufbau von IKEA-Regalen beherrscht er auch ohne Anleitung bravourös; also fängt man an zu überlegen, ob man ihn nicht zu den Weltmeisterschaften im Bau des Expedit-Regals anmelden sollte. Wenn ein Geologe behauptet, dass irgendetwas irgendwo hineinpasst, dann hat er auch ohne Zollstock Recht. In das private Auto laden einem die Geologen so viele Dinge ein, dass man sich allmählich den Kopf darüber zerbrechen muss, was jetzt noch in den Transporter soll, den man für den Nachmittag bestellt hat. Des Weiteren ist der Geologe von systematischer Art, insbesondere der Museumsgeologe; alles packt er mit Vorbedacht in Kartons und hat dabei ein System. Dabei beschmutzt er sich zwar von oben bis unten, aber er weiß genau, wo was ist. Insgesamt hat mich überrascht, wie viele geologische Muster (also Steine) in unserem bescheidenen Büro versteckt waren. Sie tauchten vollkommen unerwartet an den allerunterschiedlichsten und unwahrscheinlichsten Stellen auf, und das Verhältnis von Kartons mit Infoblättern, Büromaterialien und Dokumenten zu Kartons mit Steinen war 2:1.

Als im neuen Büro außer den Umzugskartons mit den Unterlagen und den nicht wegzudenkenden Steinen auch Möbel auftauchten, lebten wiederum die Kolleginnen vom Projekt auf. Die praktische Lenka hatte einen Blick dafür, was wohin gehört, und wo immer man ihr einen Schrank hinstellte, da blieb er stehen. Da fing wiederum die Kollegin Renata an zu strahlen und dirigierte die die Möbel schleppenden Geologen so herrisch durch das Büro wie Napoleon auf dem Schlachtfeld. Als sie der Elan auch noch nicht verlassen wollte, nachdem zum fünften Mal komplett umgeräumt worden war, erklärten wir den Umzug lieber für beendet. Auch wenn mich angesichts ihrer leuchtenden Augen der Verdacht beschleicht, dass ich mich nicht allzu sehr an die jetzige Anordnung der Möbel gewöhnen sollte, ist das noch nicht alles. Ich habe einen Schreibtisch am Fenster und bin zufrieden. Aber vor allem habe ich die ganze Zeit nach dem Karton mit meinen Unterlagen und meinem Laptop gesucht, weil ich dort meine gesamte Vorbereitung der nächsten Studienreise unseres Projektes in die Sächsisch-Böhmische Schweiz habe, auf die ich mich sehr freue. Aber mehr darüber beim nächsten Mal.