Falls Sie je zu einem Spaziergang in die Natur mit einem Biologen, oder sogar Geologen, eingeladen werden, zögern Sie keinen Augenblick. Sie werden nämlich die Welt mit anderen Augen sehen und entdecken Sachen, über die Sie keine Ahnung hatten. Genauso war auch der Spaziergang mit Peter Mužák durch das Tal des Flusses Rokytka. Wir hatten kaum die nächste Umgebung von dem bekannten Ort Kryštofova údolí verlassen und haben trotzdem überraschende neue Plätze entdeckt.
Erster Stopp war direkt hinter der Straßenbrücke, der Geologe und Führer verlies die Straße und begann unerschrocken in den Hang über dem Bach klettern. Die Besucher folgten ihm und in einer Weile bückten sich die ersten um Steine zu Sammeln. Also eher solche Konglomerate, die auch ersten Blick wie Beton- oder Mörtelreste aussehen. Aber ganz im Gegenteil, es handelt sich um Kalktuff, eine Travertin Art, der durch Kondensation und Ablagerung des gelösten Kalkes entsteht. Aus der chemischen Sicht handelt es sich um Calciumkarbonat, manchmal gemischt mit weiteren Mineralen. Zur Entstehung der Kalktuffe trägt deutlich Flora bei, die aus dem Wasser Kohlenstoffdioxid entfernt und das Wasser reagiert mit Kondensation des Kalkes. Der lagert sich schnell an Zweigen, Steinchen und lebendigen Pflanzen ab, umhüllt sie nach und nach und füllt auch den Zwischenraum aus. Die zuerst zerbrechliche Masse wandelt schrittweise in einen porösen Stein, den wir von dekorativen Travertin Verkleidungen und Pfeifenköpfen. An de besuchten Ort stürzte das Kalktuffgebilde vor kurzem in den Bach ab, doch unter der Führung des Geologen finden Kalktuffstückchen auch mit Pflanzenresten wirklich alle Teilnehmer.
Unser zweiter Stopp war nur ein paar Dutzend Meter entfernt, unsere Expedition überquerte nur die Straße in den Wald. Kaum haben sich die Augen an den Waldschatten gewöhnt, nehmen die Schatten in Folge der Erklärungen des Leiters die Gestalt eines Steinbruchs an. Was man sonst übersehen würde, bekommt nun eine neue Form – gerade hier befanden sich die Clamm-Gallas Kalksteinbrüche. Nun kommt aber auch der anwesende Speläologe zum Wort und beschreibt die Karsthöhlen, die sich hinter dem unauffälligen Felsengebilde befinden. Er zeigt Fotografien, handgemalte Höhlenpläne und zuletzt auch einen herrlichen Tropfstein. Sollte sich aber jemand für die Schönheit begeistern und würde sich gerne in die Tiefe begeben, die kommende Information kühlt die Begeisterung mit Sicherheit ab – die Gänge sind teilweise nur 60 cm breit. Die Besucher sind sich einig – Speläologie ist sicherlich eine schöne Wissenschaft, doch die Speläologen selbst sind etwas wie eine exotische Tierart.
Da fängt aber unserer Leiter Geologe und Biologe in einer Person über einen dörren Ast auf kleiner Waldlichtung zu jubeln. Er identifiziert darin eine verblühte kostbare Orchidee. Für die, die vielleicht nicht genügend Fantasie haben sollten, zaubert er aus seinem Rucksack großformatige Bilder der Pflanze in voller Blüte hervor und präsentiert diese begeistert neben dem trockenen Stängel. Folgend entdecken und finden auch andere Teilnehmer verblühte Orchideen in der Nähe. Es gibt sie hier wirklich. Was für eine Kostbarkeit. Was für eine Schönheit. Man muss eben nur wissen, was und wo man suchen soll.
Höher auf dem Weg der in den Wald führt kommen wir zu einer Stelle, wo auch ungeübtes Auge die Spuren der menschlichen Tätigkeit entdeckt. Wir sind an der Stelle einer historischen Vitriol Grube „Zeche“ aus dem 16. Jahrhundert. Es folgt eine weitere spannende Erläuterung über den Bergbau und den schweren Leben der Bergleute in der Vergangenheit. Kaum jemand von den anwesenden Teilnehmern kann sich nur vorstellen, in den engen Stollen zu arbeiten und während einer zehnstündigen Arbeitszeit nur 6 Zentimeter weiteren Stollen mit der Hand schlagen zu müssen. Im Schatten des Waldes erklärt der Führer noch die Funktion des Stollenrads und des Abwassersystems.
Nach mehr als drei Stunden verabschieden sich die Besucher und kehren zum Ausgangspunkt zurück. Sie haben kaum 5 Kilometer zurückgelegt, aber sahen und lernten Sachen, die sie ohne den Führer kaum war nehmen würden. Und gerade darin liegt das Zauber der geführten Naturspaziergänge – man gewinnt neue Erlebnisse und Erkenntnisse.
Text: Pavla Růžičková
Foto: Josef Růžička