Der Projektjanuar steht im Zeichen der Vorbereitung einer Konferenz. Bisher haben wir im Rahmen des Projektes hauptsächlich Aktivitäten im Gelände organisiert, jetzt kommt der offiziellere Teil.
Die Geologenkollegen lieben es allesamt, im Gelände zu arbeiten. Da ist ihnen keine Schlucht zu steil, kein Hügel zu hoch und kein Morast zu tief. Begeistert stochern sie im Lehm, klopfen mit ihrem Hammer jeden Stein ab, und mit offensichtlicher Freude kratzen sie Moos von den Felsen, nur um zu sehen, was sich darunter verbirgt. Die Idee einer Konferenz hat sie bisher noch nicht vom Hocker gerissen, aber wenn das Gelände unter der eisigen Umklammerung des Winters sowieso nicht zugänglich ist, warum eigentlich nicht?
Die Vorbereitung einer Konferenz ist vor allem mit einem unendlichen Strom von E-Mails verbunden. Mit meinem deutschen Kollegen schreibe ich mir an einem Tag mehr E-Mails als mit meinem eigenen Mann in einem ganzen Monat. Zum Glück brauchen wir keine Brieftauben mehr; ich wüsste nämlich nicht, wo wir eine solche Menge davon unterbringen sollten.
Dann braucht man noch Übersetzungen. Und Überredungskünste. Jeder Fachmann oder Politiker verspricht Ihnen im Voraus das Blaue vom Himmel, und dann müssen Sie ihn freundlich, aber beharrlich daran erinnern. Und Geologen sind da keine Ausnahme. Und selbst wenn Sie schließlich den versprochenen Text bekommen, haben Sie noch nicht ganz gewonnen. Eine Sprachversion reicht in einem deutsch-tschechischen Projekt einfach nicht aus. Sie brauchen eine Übersetzung.
Wenn Sie vielleicht unter der irrigen Vorstellung leiden sollten, dass der Übersetzer den Text liebkost, die richtigen Ausdrücke und Synonyme sucht, ihn überprüft, umschreibt und korrigiert, dann ist nichts weiter von der Realität entfernt. In erster Linie drängt die Zeit. Und Dolmetscher dolmetschen manchmal. Also setzen Sie sich selbst daran. Bei den ersten Texten macht es noch Spaß, aber dann kommt die sprichwörtliche harte Nuss. Zum Beispiel das Wort „Sinngesellschaft“. Zwischen einer Gesellschaft der Sinne und einer sinnlichen Gesellschaft gibt es einen Unterschied, der aber für die Autokorrektur nicht unbedingt ersichtlich ist. Dann wieder Sinnsuche, uff, und dieses Mal siegen Sie über die Technik. Aber ein winziger Moment der Unaufmerksamkeit genügt, und anstelle von „laufend“ schreiben Sie „läufig“, und Ihr deutscher Kollege schmunzelt insgeheim über diese ganz neue Sicht auf die Landschaftsentwicklung.
Schließlich haben wir alles geschafft, und so langsam freue ich mich auf die Konferenz, oder eher darauf, dass dieser Wahnsinn endlich aufhört. Und darauf, dass wir wieder ins Gelände gehen. Vielleicht lege ich mir auch einen Hammer zu.