Die Sandsteingegend überrascht die Besucher mit bunter Palette Felsformen, die über hunderte tausend Jahren durch Erosionseinwirkung von Wasser, Frost, Wind, anwesender Vegetation, Gravitationszerfall der Felsmassive und fortschreitenden Verwitterungsprozessen gebildet wurden. Ein der weniger üblichen Phänomene, die man bei etwas Glück an den Felsgipfeln entdecken kann sind Fulgurite (von lat. „fulgur“ – Blitz; im Volksmund auch Blitzröhren). Sie entstanden durch einmaligen Blitzeinschlag in den Sandstein. Gerade ausgesetzte Felsmassive und Felstürme sind oft ein Ziel der atmosphärischen Entladungen bei Stürmen. Blitzröhren sind also eigentlich „Narben“ nach Blitzeinschlag. Am Felsen wirken sie sich aus als ein Stern der Risse, in deren Mitte eine besondere glasige Röhre ist. Beim Blitzeinschlag in den Sandsteinfelsen kann es nämlich zur Verschmelzung der Silikat Partikel kommen, die bei wiederholten Erstarrung in die Form von ungleichen röhr artigen (oft hohlen) Bildungen von einer üblichen Größe von einigen Millimeter bis zu mehreren Dutzend Zentimetern schmelzen. Sie sind aus einer glasähnlichen versteiften Kieselschmelze gebildet.
Ähnliches Ursprungs wie Fulgurite ist wohl auch die geheimnisvolle Formation genannt „Ohnivec“ = „Feuerling“ im Nationalpark Böhmische Schweiz. Diese wurde in den 90ger Jahren des letzten Jahrhunderts in einer Felsenwand über den Überhang unweit von dem Fluss Kirnitzsch entdeckt. Sie hat eine Gestalt von riesiger Narbe von 130 x 50 cm, aus deren eine Reihe von radial geordneten Rinnen hinauslauft. Die Experten sind der Meinung, dass es sich um fossilen, durch Verwitterung erweiterten Überrest von einem uraltem außergewöhnlich starken linearen oder Kugelblitzes handelt. Sein Alter wird auf mehrere hundert Jahre geschätzt, aber höchstwahrscheinlich sind es sogar mehrere tausend Jahre. Es handelt sich wirklich um einzigartige Felsenform, die nirgends eine ihr ähnliche hat (zumindest wissen wir über keine). Aus dem Grund eines Schutzes vor Vandalen verbleibt der genauer Fundort heimlich. Besucher des Parks aber können ein dreidimensionales Modell des Feuerlings in realen Größe in der Dauerausstellung im Haus der böhmischen Schweiz in Krásná Lípa bewundern.
Abbildung 1: Detail der Blitzröhre gebildet von klaren Sprudelglas, welches durch einmalige Schmelzung der Quarzkörner der entstanden ist.
Abbildung 2: Feuerling
Literatur:
- Cílek Václav, Fullereny i na Pravčické bráně? O různých stopách po úderu blesku. Vesmír 76, 628, 1997/11.
Text: Zuzana Vařilová
Foto: Václav Sojka